Ausbildungskonzept des Förderzentrums Ratzeburg
Inhalt:
Wir freuen uns
Wir als Förderzentrum
So gestalten wir unsere Arbeit im Förderzentrum
Ausbildung ist uns wichtig
Ausbildungsinhalte und Ausbildungsziele
- Planung Durchführung und Evaluation von Unterricht
- Mitgestaltung und Entwicklung von Schule
- Erziehung und Beratung
- Selbstmanagement
- Bildungs- und Erziehungseffekte
Wir freuen uns
Wir heißen alle Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst an unserem Förderzentrum herzlich willkommen und werden den Weg der Ausbildung mit den Lehrkräften im Vorbereitungsdienst gemeinsam gehen.
Wir sind davon überzeugt, dass Ausbildung ein für alle Beteiligten gewinnbringender Prozess ist.
Das Grundverständnis unserer sonderpädagogischen Arbeit ist geprägt von respekt- und verständnisvollem Umgang. Das ist bezogen auf unsere Schülerinnen und Schüler, deren Eltern, das Kollegium und in besonderem Maße auch auf die an unserer Schule tätigen Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst.
Wir als Förderzentrum
Die Arbeit in unserem Förderzentrum gliedert sich in die Bereiche
- präventive sprachsonderpädagogische Arbeit in Kindertagesstätten
- präventive Arbeit mit Schülerinnen und Schülern in der Eingangsphase der Grundschule
- präventive Arbeit mit Schülerinnen und Schülern auch über die Eingangsphase hinaus, im Besonderen im Bereich der schulischen Erziehungshilfe
- inklusive Arbeit an allgemeinbildenden Schulen mit Schülerinnen und Schülern mit anerkanntem sonderpädagogischem Förderbedarf mit den Schwerpunkten Lernen, Sprache und emotionale und soziale Entwicklung
- sonderpädagogische Arbeit an der Förderschule des Förderzentrums
Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst werden in zwei Fachrichtungen und in zwei Fächern ausgebildet. Im Vorbereitungsdienst werden mindestens zwei der oben genannten Bereiche abgedeckt.
Auch wenn der Einsatz von Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen in Kindertagesstätten zunehmend zu reduzieren ist, so gibt es dennoch einige Kindertagestätten, in denen auch Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst agieren können. Die Prüfung zum zweiten Staatsexamen kann in diesem Bereich allerdings nicht stattfinden.
Im Bereich der präventiven Arbeit mit Schülerinnen und Schülern in der Eingangsphase der Grundschule kooperieren wir schwerpunktmäßig mit der Grundschule Ratzeburg. Gegebenenfalls ist auch ein Einsatz an der Waldschule, Grundschule Groß Grönau oder aber auch in den Primarstufen an der Grund- und Gemeinschaftsschule mit Oberstufe Sandesneben beziehungsweise an der Grund- und Gemeinschaftsschule Stecknitz möglich.
Inklusive Arbeit an allgemeinbildenden Schulen mit Schülerinnen und Schülern mit anerkanntem sonderpädagogischem Förderbedarf mit den Schwerpunkten Lernen, Sprache und emotionale und soziale Entwicklung findet schwerpunktmäßig an der Grundschule Ratzeburg und an der Gemeinschaftsschule Lauenburgische Seen in Ratzeburg statt. Auch in diesem Bereich ist ein Einsatz an der Waldschule, Grundschule Groß Grönau oder aber auch an der Grund- und Gemeinschaftsschule mit Oberstufe Sandesneben beziehungsweise an der Grund- und Gemeinschaftsschule Stecknitz möglich. Dies gilt gleichermaßen für die präventive Arbeit mit Schülerinnen und Schülern über die Eingangsphase hinaus.
Ein in der Regel fester Bestandteil der Ausbildung ist der Einsatz an der Förderschule im Förderzentrum in Ratzeburg.
So gestalten wir unsere Arbeit im Förderzentrum
Wir wollen den Bedürfnissen und Erfahrungen der Kinder und Jugendlichen gerecht werden.
Im Regelfall findet sonderpädagogische Förderung von Schülerinnen und Schülern, die im präventiven oder im inklusiven Kontext betreut werden, an allgemeinbildenden Schulen statt.
Präventiv orientieren wir uns bei unserer Arbeit stärkenorientiert an den Bedürfnissen unserer Klientel. Ziel dieser Arbeit ist es, dass die Kinder und Jugendlichen über diese stärkenorientierte Förderung den allgemeinen Anforderungen des Lebens und der Schule angemessen begegnen können.
Im inklusiven Bereich unserer Arbeit verfolgen wir individuelle Lernziele unter Berücksichtigung von sonderpädagogischen Förderplänen. Methoden, Inhalte, Hilfsmittel- und Medieneinsatz werden hierauf abgestimmt. Dabei kommt der Erarbeitung von Lern- und Arbeitstechniken und der konsequenten erzieherischen Arbeit durch die Kooperation aller Beteiligten eine besondere Bedeutung zu. Die Förderung findet in der Regel im Klassenverband statt. Die Lehrkraft im Vorbereitungsdienst übernimmt im Rahmen des „Teamteachings“ die Federführung des Unterrichts.
In besonderem Maße sind wir in Belangen der Ausbildung in diesen Bereichen von der Kooperation der Kolleginnen und Kollegen der allgemeinbildenden Schulen abhängig.
In besonders begründeten Ausnahmefällen werden Schülerinnen und Schüler mit anerkanntem sonderpädagogischem Förderbedarf mit dem Schwerpunkt Lernen auf Antrag der Eltern nach Absprache mit allen an Schule Beteiligten an der Förderschule im Förderzentrum beschult. Hier haben alle Schülerinnen und Schüler in der ersten Stunde Mathematik, in der zweiten Stunde wird in allen Gruppen Deutschunterricht durchgeführt. Dieser Unterricht findet in klassenübergreifenden Gruppen statt, wobei die Schülerinnen und Schüler je nach Leistungsstand den altersheterogenen Gruppen zugeordnet werden.
Die weiteren Unterrichtsinhalte werden weitgehend im Klassenverband vermittelt. Mit Ausnahme des Fachs Englisch erfolgt dieser leitthemenbezogene Unterricht fächerübergreifend und projektorientiert. Ergänzend bieten wir den Schülerinnen und Schülern in der Förderschule die Möglichkeit, aus einem möglichst breiten Angebot Arbeitsgemeinschaften zu wählen. Hier werden in besonderem Maße die Fächer Sport, Hauswirtschaft und Technik abgedeckt.
Diese Unterrichtsorganisation ermöglicht es, dass wir den Lehrkräften im Vorbereitungsdienst neben den Fächern Mathematik und Deutsch auch weitere Ausbildungsfächer bieten können.
Ausbildung ist uns wichtig
Die Ausbildung der Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst ist den Kolleginnen und Kollegen des Förderzentrums ein ernstes Anliegen. So dürfen die Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst entsprechendes Entgegenkommen und Fürsorge erwarten. Wir nehmen die Ausbildung ernst und evaluieren gemeinsam unsere Arbeit in regelmäßigen Abständen. Wir sind bemüht, dass möglichst zwei Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst zeitgleich an unserem Förderzentrum einen Ausbildungsplatz belegen. In der Regel teilen sich zwei Lehrkräfte des Förderzentrums die Aufgaben als Ausbildungslehrkräfte. Auch wenn zwei Lehrkräfte als Ausbildungslehrkräfte benannt sind, so unterstützen dennoch alle Kolleginnen und Kollegen die Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst. Hospitationen und Beratungsgespräche sind nach Initiative der Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst bei allen am Förderzentrum tätigen Lehrkräften möglich.
Im Rahmen der Ausbildung führen wir halbjährliche Orientierungsgespräche durch. Diese finden in einer offenen und konstruktiven Atmosphäre statt. Unabhängig vom Orientierungsgespräch wird die Ausbildung nach dem ersten. Ausbildungsjahr in einer Gesprächsrunde mit der Schulleitung, den Ausbildungslehrkräften, der Lehrkraft im Vorbereitungsdienst, der Personalrätin und ggf. mit der Gleichstellungs-beauftragten evaluiert.
Ankommen und Fuß fassen im Schulleben:
- Kennenlernen der Kolleginnen und Kollegen
- Kennenlernen der Schülerinnen und Schüler der verschiedenen Lerngruppen
- Kennenlernen der räumlichen und sächlichen Ausstattung der Schulen
- Kennenlernen der organisatorischen Notwendigkeiten im Schulalltag
- Auseinandersetzung mit den Fachanforderungen, den Leitthemen
- Kennenlernen der allgemeinen Gepflogenheiten der Schulen
Ankommen und Fuß fassen in der sonderpädagogischen Arbeit
- Kennenlernen der individuellen Ausgangslage der Schülerinnen und Schüler durch Einsicht in sonderpädagogische Akten, Förderpläne und Zeugnisse
- Kennenlernen der aktuellen Förder- und Erziehungsmaßnahmen
- Hospitation und Übernahme von ersten Teilaufgaben
Ankommen und Fuß fassen in der Ausbildung und Beratung
- Kenntnis der allgemeinen, fachlichen und sonderpädagogischen Ausbildungsstandards
- Vorstellen der geplanten Unterrichtseinheit mit fachlichem Schwerpunkt durch die jeweilige Ausbildungslehrkraft
- Absprachen bezüglich der eigenverantwortlichen Unterrichtsstunden bzw. der Stunden im Team
- gemeinsames Formulieren von Stundenthemen und fachlichen Zielen
- Hospitation und Übernahme weitergehender Teilaufgaben
Ausbildungsinhalte und Ausbildungsziele
Ausbildungsinhalte und Ausbildungsziele ergeben sich aus den allgemeinen, den sonderpädagogischen und fachlichen Ausbildungsstandards. Sie zeigen die von uns für notwendig erachteten Elemente der Ausbildung.
Die Inhalte der Ausbildung und die daraus abzuleitenden Ziele der Ausbildung gliedern sich in folgende Bereiche:
- Planung, Durchführung und Evaluation von Unterricht
- Mitgestaltung und Entwicklung von Schule
- Erziehung und Beratung
- Selbstmanagement
- Bildungs- und Erziehungseffekte
Planung. Durchführung und Evaluation von Unterricht
In der Regel erteilt die Lehrkraft im Vorbereitungsdienst zehn Unterrichtsstunden pro Woche, die nach Absprache und mit Unterstützung der Ausbildungslehrkräfte eigenverantwortlich zu gestalten sind. Darüber hinaus unterrichtet die Lehrkraft im Vorbereitungsdienst zwei Stunden pro Woche unter Anleitung und hospitiert bei den Ausbildungslehrkräften, gegebenenfalls auch bei anderen Kolleginnen und Kollegen. Unterrichtsstunden unter Anleitung und Hospitationsstunden werden in Gesprächen evaluiert. Die Lehrkraft im Vorbereitungsdienst wird jeweils zwischen zwei Ferienblöcken nach terminlicher Vereinbarung von der Schulleitung in einer Unterrichtsstunde besucht und anschließend im Gespräch beraten. Dazu ist eine Unterrichtskurzplanung anzufertigen.
Mitgestaltung und Entwicklung von Schule
Die Lehrkraft im Vorbereitungsdienst beteiligt sich aktiv an allen Bereichen des schulischen Lebens auch außerhalb des Unterrichtes. Gemeinsame Gestaltung von Unterricht in inklusiven Bildungsprozessen, produktive Teamarbeit, Beteiligung am allgemeinen Schulleben, kollegiale Zusammenarbeit und Kooperation mit allen an Schule Beteiligten sind ebenso wünschenswerte Aspekte bei der Mitgestaltung und Entwicklung von Schule wie aktive und produktive Mitarbeit in Konferenzen und konstruktiver Umgang mit unterschiedlichen Gesprächspartnern in unterschiedlichen Gesprächssituationen.
Erziehung und Beratung
Ein besonderes Augenmerk beim Vorbereitungsdienst liegt auf der Gestaltung der Beziehungsebene. Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst sollen den anvertrauten Kindern und Jugendlichen wertschätzend, anerkennend und respektvoll gegenübertreten können. Sie sollen angeleitet werden, den Schülerinnen und Schülern die notwendigen Regeln angemessen nahezubringen, Einsicht in deren Notwendigkeit zu vermitteln und beharrlich und konsequent auf deren Einhaltung zu achten und gegebenenfalls annehmbar reagieren zu können. Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst sollen in ihrem Wirken den Schülerinnen und Schülern ein Vorbild sein. Durch entsprechend geeignete Maßnahmen sollen Lehrkräfte eine positive Entwicklung des Lern- und Arbeitsklimas erreichen.
Einhergehend mit genauen Beobachtungen sollen Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst durch treffendes Beschreiben relevanter entwicklungsorientierter Schwerpunkte von Bildungs- und Erziehungsprozessen, durch angemessen differenzierte Ausgestaltung von Zeugnissen und sonderpädagogischen Förderplänen angemessene Beratungen von Kolleginnen und Kollegen, von Eltern und von Vertretern außerschulischer Institutionen durchführen können.
Selbstmanagement
Mehr noch als Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen in festen Arbeitsverhältnissen sind die Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst besonderen Belastungen ausgesetzt. Während der Ausbildung, natürlich auch anhaltend darüber hinaus sollen sie ihren Dienst als zunehmend mehr gefestigte Lehrerpersönlichkeit versehen können. Durch das Aneignen eines möglichst breiten Handlungsrepertoires sollen für das weitere Arbeiten zuverlässiges und gewissenhaftes Engagement dauerhaft ermöglicht werden.
Durch angemessenes Selbstmanagement sollen Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst notwendige Arbeiten fristgerecht und zuverlässig erledigen können. Sie sollen sich Zeit für die schulischen Belange nehmen können und in der Schule möglichst so präsent sein können, dass neben notwendigen organisatorischen Vorbereitungen auf den Unterrichtstag immer auch Zeit für weitergehende Kommunikation mit anderen an Schule Beteiligten blieben kann.
Ein angemessenes Lehrerverhalten zeichnet sich unter anderem auch aus durch eine klare Vorstellung von der eigenen Lehrerrolle bei einem angemessen, kollegialen und aufgeschlossenen Verhalten gegenüber allen an Schule Beteiligten. Souveränes Selbstmanagement äußert sich auch durch Flexibilität und Belastbarkeit in immer wieder auftretenden Vertretungssituationen und in Situationen, in denen zusätzliche Aufgaben, sowohl unterrichtlich als auch über den Unterricht hinausgehend, notwendigerweise zu übernehmen sind. Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst sollen sich kritisch mit der eigenen Lehrerrolle und dem eigenen Unterricht auseinandersetzen können.
Bildungs- und Erziehungseffekte
Im Verlauf ihrer Ausbildung sollen die Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst lernen dazu beizutragen, dass durch ihr Wirken deutliche Lern- und Entwicklungsfortschritte bei den Schülerinnen und Schülern ihrer Lerngruppen erreicht werden können. Dabei gilt es, durch kontinuierliches, zielgerichtetes Arbeiten ein verantwortungsvolles, eigengesteuertes Lernen der Schülerinnen und Schüler zu initiieren. Durch den Einsatz verschiedener Methoden und Sozialformen wie Partner- und Gruppenarbeit, Lernen an Stationen, Möglichkeiten der Selbstkontrolle, Reflexionsmöglichkeiten zum eigenen Lernen und Arbeiten sollen positive Bildungs- und Erziehungseffekte erreicht werden können.
Bei all den genannten Aspekten wollen wir unsere Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst bestmöglich unterstützen.